Selten registriert: Registranten
Helfende Hände an der Orgel
Für ein (gutes) Orgelkonzert braucht man ... eine (gute) Orgel, klar. Jemanden, der oder die diese Orgel (gut) spielen kann, auch klar. (Gute) Literatur selbstverständlich. Und meistens auch eine (gute) Registrantin oder einen (guten) Registranten, was allerdings die wenigsten im Publikum registrieren, sofern es keine Live-Übertragung auf eine Leinwand im Kirchenschiff gibt. Denn ein Registrant erledigt seinen Job dann am allerbesten, wenn man ihn gar nicht bemerkt: Wenn er im exakt richtigen Moment, möglichst lautlos und ohne den Interpreten beim Spiel zu stören, die Noten umblättert und die nötigen Register an der Orgel zu- oder wegschaltet.
Es gibt Stellen in Orgelwerken, da sind Registerwechsel genau dann nötig, wenn der Organist selbst alle Hände und Füße voll zu tun hat. Und genau da kommt der Registrant ins Spiel, der bei komplexen Orgelstücken mit vielen Registerwechseln das Unmögliche möglich macht. Eine Aufgabe mit Verantwortung! Denn wenn der Registrant zu früh oder zu spät oder zwei Seiten auf einmal umblättert, kann das fatale Folgen haben für das Konzert. Und wenn er ein Register zum falschen Zeitpunkt betätigt, platzt ein lauter Klang vielleicht unerwünscht in eine zarte, lyrische Stimmung ... oder eine pompös angelegte Passage klingt ungewollt leise und verhalten.
Bei unserem Internationalen Orgelsommer wird die Aufgabe des Registranten in den allermeisten Fällen von unserer zweiten Stiftsorganistin Clara Hahn oder der derzeitigen Assistentin Tomoyo Inoue übernommen. Auf alle Fälle muss es jemand sein, der das Notenlesen aus dem Effeff beherrscht, sich mit dem Orgelspiel auskennt und konzentriert und zuverlässig arbeitet. In der Regel gibt es vor dem Konzert ein Treffen zwischen Organist und Registrant, bei dem die Registrierung und alle Abläufe besprochen werden. Zuweilen lässt sich der Organist auch – wenn möglich – einzelne Teile eines Stücks vom Registranten vorspielen, um seine Registrierung selbst im Kirchenschiff hören und auf ihre Klangbalance prüfen zu können.
An unserer Mühleisen-Orgel stehen den Interpreten rund 999 Möglichkeiten zur Verfügung, die Klangfarbe zu verändern. Die Registrierung einer solchen Orgel ist – ähnlich wie die Instrumentation eines Orchesterwerks – eine hohe Kunst. Die meisten Orgeln verfügen zusätzlich über sogenannte Spielhilfen, die es dem Organisten ermöglichen, einige feste (vom Orgelbauer vorgegebene) oder freie (vom Organisten selbst gewählte) Kombinationen im Vornherein festzulegen. Wenn das nicht ausreicht, helfen die zusätzlichen Hände des Registranten oder der Registrantin dem Organisten, seine Klangvorstellung eines Stücks zu verwirklichen.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön allen, die uns beim Internationalen Orgelsommer als Registranten unterstützen – und ganz besonders unserer früheren Assistentin Marie Sophie Goltz für ihre Insider-Informationen zu diesem Text!