Stiftsmusik Stuttgart

Historie

Der Internationale Orgelsommer in der Stiftskirche Stuttgart ist seit seinem Gründungsjahr 1977 zu einer festen Größe im Kulturleben der Stadt geworden.

In den Jahren nach der Gründung der »Stunde der Kirchenmusik« 1958 nahm auch die Konzertreihe an den Ferien teil und pausierte in den Sommerwochen. Ihr Gründer und langjähriger Leiter August Langenbeck führte dann 1977 – zunächst als Versuch – die Reihe der sommerlichen Orgelkonzerte ein, die so großen Anklang fanden, dass sie von nun an auch unter den Nachfolgern Manfred Schreier (seit 1978) und Kay Johannsen (seit 1994) beibehalten wurden. Im ersten Sommer waren es noch überwiegend »nationale« Organistinnen und Organisten, die an der alten Walcker-Orgel der Stiftskirche musizierten: der damalige Stiftsorganist Herbert Liedecke, seine Ehefrau Eva Hölderlin (Organistin an der Stadtkirche Stuttgart-Vaihingen), die spätere Stiftsorganistin Martha Schuster (Markuskirche), aus Stuttgart ferner Ruth Hangleiter (Erlöserkirche) und Hermann Trefz (Rosenbergkirche), Gotthard F. Döring aus Herrenberg sowie Rose Kirn aus Hamburg und David Pizarro aus New York.

Im 2. Jahr kamen zu den Stuttgartern Andreas Schröder aus Karlsruhe, Ludwig Doerr aus Freiburg, Wolfgang Dallmann aus Heidelberg, Guy Bovet aus Romainmôtier (Schweiz) und Karl Maureen aus München hinzu, im Jahr darauf Susan Landale aus Paris (die eindrucksvoll im langen Abendkleid und in Schuhen mit hohen Absätzen musizierte), Germain Desbonnet aus Antibes, aus der Schweiz Verena Lutz (Zürich) und Lionel Rogg (Genf) sowie von den bekannten deutschen Organisten Gisbert Schneider aus Essen.

Viele international bekannte Solistinnen und Solisten gastierten seitdem immer wieder an der Stiftsorgel, u. a. Guy Bovet (Romainmôtier), Martin Haselböck (Wien), Peter Hurford (London), Stefano Innocenti (Parma), Susan Landale (Paris), Lionel Rogg (Genf), Gisbert Schneider (Essen); andere verstarben leider allzu früh – wie Markku Ketola (Finnland), Ewald Kooiman oder im Sommer 2015 John Scott, der viermal mit großem Erfolg in Stuttgart zu Gast war.

Die berühmte Pariser Organistin Marie-Claire Alain (†) war am 24. September 1982 und wieder am 7. Juli 1989 (in der Friedenskirche) zu erleben, Montserrat Torrent aus Barcelona am 16.9.1983. Die gesamte Liste der Interpretinnen und Interpreten hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen; sie umfasst – selbstverständlich neben dem Hausherrn Kay Johannsen! – die bekanntesten Namen der nationalen und internationalen Orgelszene:

Christoph Bossert, Jürgen Essl, Arvid Gast, Andreas Gräsle, Bernhard Haas, Robert Hill, Werner Jacob (†), Wolfgang Kläsener, Jon Laukvik, Ludger Lohmann, Martin Sander, Wolfgang Seifen, Zsigmond Szathmáry, Glen Wilson und Wolfgang Zerer, um nur einige der in Deutschland wirkenden Gäste zu nennen, »Lady« Jennifer Bate (London), Frédéric Blanc, Michel Bouvard, Bine Katrine Bryndorf, Hans-Ola Ericsson, Michael Gailit, Naji Hakim, Piet Kee, Kalevi Kiviniemi, Ewald Kooiman (†), Olivier Latry, Loïc Mallié, Peter Planyavsky, William Porter, Daniel Roth, Thomas Daniel Schlee, Vincent Warnier, Daniel Zaretsky u. v. a. aus der internationalen Orgelwelt.

Eine besonders weite Anreise nahmen auf sich Adelma Gômez (Buenos Aires, (1991), William Porter (Boston, 1995), Stephen Tharp (New York, 2008, 2011, 2016), Alexey Schmitov (Moskau, 2007), David Briggs, Boston (2008), Cristina García Banegas (Montevideo/Uruguay, 2009), Yuka Ishimaru (Niigata, 2012),   

Fanxiu Shen (Beijing, 2013), Mari Fukumoto (Tokio, 2014), Joonho Park (Seoul, 2016) und vor allem – vom anderen Ende der Welt ... – Martin Setchell (Canterbury, Neuseeland, 2014) und Thomas Gaynor (Wellington, Neuseeland, 2016). Bei Isabelle Demers (Montréal) konnte das für 2013 geplante Konzert wegen des nicht rechtzeitig vorliegenden Visums nicht stattfinden; sie war dafür im Juli 2016 endlich zu hören.

Auch manch junge, aufstrebende Interpreten waren im »Internationalen Orgelsommer« sehr früh zu erleben, zum Beispiel Andrew Dewar 2006 oder Bernadetta Šuňavskă 2011.

Der »Internationale Orgelsommer« begab sich erstmals 1988 auf die Reise: die Konzerte fanden – auch – in anderen Stuttgarter Kirchen, der Friedens- und Leonhardskirche statt, damit deren Instrumente zu erleben waren. Ein Jahrzehnt später wiederum – 1998 – wurde er in Form eines »Internationalen Orgel- und Cembalosommers« durchgeführt; Robert Hill, Jon Laukvik, Glen Wilson, Lars Ulrik Mortensen und Ketil Haugsand trugen ein Cembalo-Programm in der Schlosskirche vor. Während der Renovierung der Stiftskirche (nach dem Kirchentag 1999) wanderte die gesamte Reihe der »Stunde der Kirchenmusik« durch verschiedene Stuttgarter Kirchen, und so fanden die Konzerte der Sommerzyklen »Die Welt der Clavierinstrumente« (2000), »Die Orchesterkonzerte Johann Sebastian Bachs« (2001) und der »Internationale Orgelsommer – unterwegs in Stuttgarter Kirchen« (2002) u. a. in der Leonhards- und der Markuskirche statt. Während der »Festwochen zur Wiedereröffnung der Stiftskirche« im Sommer 2003 kamen Bach-Kantaten zur Aufführung. Bei den »Orgelfestwochen zur Einweihung der neuen Mühleisen-Orgel« im Sommer 2004 waren u. a. Frédéric Blanc (Paris), Kalevi Kiviniemi (Lahti/Finnland) und Iveta Apkalna (Riga) zu Gast.

In besonders festlichen Konzerten war und ist öfters auch Kay Johannsen mit Orchestern zu hören, so beispielsweise zur Eröffnung des Orgelsommers 2005 und 2010 oder beim »Jubiläumskonzert 10 Jahre Mühleisen-Orgel« am 1. August 2014.