Stiftsmusik Stuttgart

... mit Tomoyo Inoue

Stiftsmusikerin mit ganzem Herzen: Tomoye Inoue
Unsere neue Assistentin im Gespräch

Seit Oktober 2021 ist Tomoyo Inoue »Kirchenmusikerin im Praktikum« bei der Stiftsmusik. Zum Einstand sprach Ulrike Albrecht mit der neuen Teamkollegin und musikalischen Assistentin des Stiftskantors. Die 26-jährige Tomoyo stammt aus Kyoto. In ihrer Heimat Japan studierte sie Orgel, bevor sie vor dreieinhalb Jahren nach Stuttgart kam, um bei Jürgen Essl weiter zu studieren. 

 

Wie bist Du auf Jürgen Essl aufmerksam geworden? 

Ganz zufällig habe ich eine CD von ihm in iTunes entdeckt und war total begeistert. Ich habe seinen Namen gegoogelt und herausgefunden, dass er Professor an der Musikhochschule in Stuttgart ist. Und als er kurz darauf in Tokio ein Konzert gab (was für ein Zufall!), wollte ich unbedingt hin, um ihn live zu hören. Aber die Karten waren schon ausverkauft – und so nahm ich mir ein Herz und schrieb ihm mit den wenigen Worten Deutsch, die ich bereits konnte. Er hat sofort geantwortet und mir zugesagt, dass ich eine Ehrenkarte von ihm bekomme. Nach dem Konzert haben wir uns bei einem gemeinsamen Abendessen noch länger unterhalten und Herr Essl hat mich zu seinem Meisterkurs im Sommer 2017 in Ochsenhausen eingeladen. Dort habe ich ihm dann zum ersten Mal vorgespielt, und er hat gesagt: »Tomoyo, wenn Du Lust hast, bei mir zu studieren, dann mach doch im Januar 2018 Aufnahmeprüfung.«

 

Und das hast Du dann tatsächlich gemacht.

Ja, ich habe die Aufnahmeprüfung im Januar in Stuttgart gemacht und geschafft ... und auch gleich einen Studienplatz bekommen zum Sommersemester 2018. Ich bin dann noch mal kurz nach Japan zurück, um meine letzen Prüfungen für den Bachelor dort zu machen – und danach bin ich nach Stuttgart gezogen. Nach einem Jahr an der Musikhochschule habe ich zusätzlich noch angefangen Kirchenmusik zu studieren. Mittlerweile habe ich beide Studiengänge mit dem Bachelor abgeschlossen und danach direkt das Praktikum hier bei der Stiftsmusik angefangen, als Assistentin von Kay Johannsen.

 

Die Stiftsmusik kanntest Dusicher schon längst, oder? 

Ja, das ist eine lustige Geschichte: Am allerersten Sonntag nach meinem Umzug nach Deutschland bin ich ganz zufällig in die Stiftskirche gekommen, zum Gottesdienst. Damals wusste ich noch nichts von den vielen musikalischen Aktivitäten hier. Mir gefiel die Kirche einfach. Und dann gab es eine Kantate in diesem Gottesdienst – und da habe ich tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben erlebt, wie eine Kantate im Gottesdienst aufgeführt wird. Bis dahin kannte ich das nur von CD oder aus dem Konzertsaal. Ich war begeistert! Seitdem bin ich öfters gekommen ...

 

... und wurdest Fan der Stiftsmusik?

Noch nicht! Ich habe mich erst einmal in mein Studium gestürzt und auch noch eine kleine C-Stelle bekommen in der Berger Kirche und der Heilandskirche in Stuttgart-Ost. Damit war ich vollauf beschäftigt. Aber dann habe ich Kensuke Ohira kennengelernt, der damals zweiter Stiftsorganist hier bei der Stiftsmusik war. Ich habe bei ihm immer wieder assistiert und registriert. Bei einem dieser Konzerte hat auch die Stuttgarter Kantorei mitgesungen – und ich war total begeistert von diesem Chor und dachte: Da will ich auch mitsingen! Ken sagte, ich solle doch zum Vorsingen kommen ... und so kam es, dass ich jetzt seit Februar 2019 als Alt in der Kantorei mitsinge, mit größtem Vergnügen! 

 

So hast Du auch Stiftskantor Kay Johannsen kennengelernt.

Ja, zunächst als Chorleiter. Und weil ich Kensuke Ohira wie gesagt häufig bei seinen Orgelkonzerten assistiert habe, hat mich irgendwann auch Kay Johannsen gefragt und ich habe ihn dann zu einigen Konzerten begleitet, um zu blättern und zu registrieren. So lernten wir uns langsam kennen  ...

 

... und offenbar auch schätzen! Sonst wärst Du heute wohl kaum als Assistentin hier!

O ja! Nach meinem Bachelor wollte ich sehr gerne das Berufsleben als Kirchenmusikerin gut kennenlernen – und das nicht irgendwo in Stuttgart, sondern genau hier an der Stiftskirche. Das Praktikumsjahr bietet dafür die ideale Gelegenheit und ich freue mich sehr, dass es geklappt hat. 

 

Was sind Deine Aufgaben?

Ein großes Projekt ist es, die »Stiftsmusik für alle« zu organisieren und die Vorsingen für die eigenen Produktionen von Kay Johannsen mit seinen Ensembles. Außerdem spiele ich natürlich Orgel in rund vier Gottesdiensten pro Monat und helfe einfach überall mit. Ich mag die Vielseitigkeit der Aufgaben, die bei der Stiftsmusik anfallen. Da kann man viel lernen! Aber ich darf auch viel Übezeit nehmen, dafür bin ich sehr dankbar. 

 

Einer der Höhepunkte im Praktikumsjahr ist sicherlich das Assistentenkonzert ...

Ja, darauf freue ich mich schon sehr! Es ist am 18. Februar und gerade beratschlage ich mich mit Kay Johannsen über das Programm, das ich dirigieren werde. 

 

Die Assistenz ist beschränkt auf ein Jahr. Ich weiß, Du stehst erst am Anfang ... Dennoch: Hast Du schon Pläne für danach? 

Noch steht nichts fest! Aber ich hätte könnte mir vorstellen, mich mehr auf Alte Musik zu spezialisieren. Oder vielleicht mache ich doch einen Master in Orgel ... und ich möchte gerne an Orgelwettbewerben teilnehmen, weil ich das bisher noch nie gemacht habe. Ich habe einige Ideen, und ich weiß, dass mein Bauch mir irgendwann sagt, was davon das Richtige ist.