Stiftsmusik Stuttgart

... mit Meike Julia Dahmen

Im Traumjob angekommen

Die Stiftsmusik bekommt eine neue Geschäftsführerin: Meike Julia Dahmen. Ulrike Albrecht sprach mit ihr über ihren Werdegang, ihre Passionen – und natürlich über den neuen Job, den sie zum 1. März zuerst noch in Teilzeit, ab 1. April dann in Vollzeit antritt.

Meike, zum 1. April wirst Du Geschäftsführerin der Stiftsmusik Stuttgart. Worauf freust Du dich am meisten – und wovor hast du den größten Respekt?

Am meisten freue ich mich darauf, mit einem tollen Team ein hochkarätiges Musikangebot auf die Beine stellen zu dürfen – damit die Menschen weiterhin regelmäßig wöchentlich die schönen »Stunde«-Konzerte besuchen und dabei erleben können, was im Rahmen von Kirchenmusik so alles möglich ist.

Den größten Respekt habe ich vor der Fülle an Aufgaben, die auf mich zukommen. Vieles davon habe ich in meinem Berufsleben natürlich schon gemacht, aber nicht alles und nicht alles davon eigenverantwortlich. Und vor allem nicht mit der zusätzlichen Verantwortung für ein Team, das es zusammenzuhalten und letztlich auch zu leiten gilt. Da habe ich sehr viel Lust drauf, aber ich weiß auch, dass es eine Aufgabe ist, die man nicht einfach so nebenher macht.

Und übrigens beginne ich am 1. März schon mit 40% und starte ab dem 1. April dann mit 100% voll durch.

Chöre – ein Hauptarbeitsfeld der Stiftsmusik – sind Dir wohl vertraut, das Singen ist eine Leidenschaft von Dir und speziell das Chorsingen begleitet dich seit Deiner Kindheit. Du stehst gern im Ensemble auf der Bühne. Wie gefällt Dir der Platz hinter den Kulissen?

Ich finde das wahnsinnig spannend, weil man ja, wenn man auf der Bühne steht, immer auch die Leute kennenlernt, die hinter den Kulissen arbeiten und die den Auftretenden den richtigen Rahmen bieten, um ein schönes Konzert zu machen und sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren zu können. So sehe ich auch meine Aufgabe hier bei der Stiftsmusik: das Bestmögliche zu geben, damit die Auftretenden hier einen tollen und sorgenfreien Auftritt haben. Natürlich freue ich mich auch darauf, die ein oder anderen bekannten Gesichter unter den Musizierenden zu sehen.

Um dich besser kennenzulernen: Wo kommst du her? Was hast Du studiert? Und wo bislang gearbeitet?

Ich bin in Esslingen geboren und in Trossingen aufgewachsen. Im ersten Studium habe ich an der Universität Tübingen einen Bachelor in Germanistik und Skandinavistik gemacht und bin dann nach einem Volontariat im Verlagswesen gleich ins Berufsleben eingestiegen. Jetzt liege ich gerade in den letzten Zügen meines Masterabschlusses in Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg – im berufsbegleitenden Fernstudium. Da fehlen mir jetzt nur noch Abschlussarbeit und -prüfung.

Eigentlich komme ich aus der Ecke PR und Öffentlichkeitsarbeit. In diesem Bereich war ich fast zehn Jahre lang beim Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn tätig. Aber weil ich Kultur – vor allem Musik – immer schon spannend fand und da auch immer ehrenamtlich tätig war, habe ich mich dann für das Kulturmanagement-Studium entschieden, bin nach Baden-Württemberg zurückgekehrt und habe beim Landesverband der Musikschulen BW gearbeitet. Danach habe ich für den Landesmusikverband Baden-Württemberg bis Ende Februar ein Amateurmusikfestival organisiert und bin außerdem bis Ende März bei der ProStimme GmbH, das ist eine Tochtergesellschaft des Schwäbischen Chorverbands, beschäftigt, wo ich wiederum vor allem PR-Arbeit im Amateurmusikbereich mache, von A bis Z.

Wenn ich es recht sehe, ist die Kommunikation Dein Steckenpferd. Hier hast Du in verschiedenen Jobs viel Erfahrung gesammelt, egal ob im Bereich Printmedien oder Onlineredaktion und Social Media. Du schreibst gerne – und magst den Kontakt mit Menschen. Sicherlich ein Pfund, mit dem Du auch bei der Stiftsmusik wuchern kannst. Wie steht es mit der Planung und Durchführung von Veranstaltungen aus? Immerhin stehen rund 100 Termine auf der jährlichen Stiftsmusik-Agenda.

Das habe ich auch schon immer gemacht, das war bei meinen Jobs und schon im Volontariat tatsächlich oft mit dabei, auch wenn die PR im Vordergrund stand. So habe ich beim Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn einen großen Journalistenwettbewerb hauptverantwortlich organisiert, mit Seminaren und Veranstaltungen – und einer großen Preisverleihung. Auch Konzerte habe ich schon häufig organisiert, zunächst hauptsächlich im Ehrenamt für die Chöre, in denen ich singend und im Vorstand tätig war – und jetzt natürlich für das Amateurmusikfestival, wo wir an einem Tag auf zehn Bühnen rund 3000 Musizierende haben, die es zu koordinieren gilt.

Über Gesang und Kommunikation haben wir bereits gesprochen. Wie ist Dein Verhältnis zur Orgel? Die spielt hier bei der Stiftsmusik ja durchaus auch eine große Rolle.

Auf jeden Fall ein spannendes Instrument! Ich habe als Kind Klavier gelernt, mit der Orgel selbst hatte ich musizierend keine Berührung. Aber natürlich ist die Orgel ein Instrument, das einem, wenn man im Chor singt und in der Kirchenmusik unterwegs ist, immer begegnet. Und ich fand es immer schon faszinierend, was eine Orgel alles kann, wie viele Facetten sie hat, nicht umsonst heißt sie ja »Königin der Instrumente«! Also für mich: sehr reizvoll!

Gibst es eine Aufgabe/ein Ziel, das Du Dir für die Stiftsmusik gesetzt hast? Wo siehst Du Potenzial? Gestaltungsspielraum?

Ich weiß, dass die »Stunde« ein treues und tolles Publikum hat. Ich fände es schön, wenn es gelänge, das noch weiter zu denken und auch noch vermehrt jüngere Leute für diese wunderbare Konzertreihe zu begeistern. Das, was geboten wird, ist spannend genug. Ich könnte mir vorstellen, dass man im Bereich Social Media noch deutlich mehr machen kann, dass man da etwas moderner denkt und aktuellere Formate umsetzt. Gerade auch im Hinblick auf das Königin-Katharina-Orgel-Projekt oder auch den »Internationalen Orgelsommer« könnte ich mir vorstellen, dass man da die sozialen Medien noch ganz anders bespielen könnte.

Jetzt noch etwas Privates: Wo und wie verbringst Du Deine Freizeit am liebsten, wenn Du nicht arbeitest und nicht singst?

Da bleibt nicht mehr viel Freizeit übrig – wenn nicht gerade Corona ist und deswegen viele Proben ausfallen … Tatsächlich ist es so, dass ich außerhalb der Arbeit einfach so viel Zeit wie möglich mit Singen verbringe und das gleich in mehreren Chören und Ensembles. Davon abgesehen lese ich gerne. Was ich auch gerne mache – und das steht jetzt musikalisch der Stiftsmusik diametral entgegen: Ich bin ein großer Fan von Konzertbesuchen, auch in den großen Stadien und Arenen, das habe ich ein paar Jahre vor Corona in Köln entdeckt. Ich höre auch zuhause viel Rock- und Popmusik, und live mag ich alles – von Queen (mit dem Nachfolge-Sänger) bis Fanta Vier, vor allem aber auch Bands aus Großbritannien und Irland, da gerne auch unbekanntere, wo man es dann tatsächlich noch schafft, in kleinen Clubs ganz vorne zu stehen! Und ich reise gerne, besonders in die eben genannten Länder Großbritannien und Irland, aber auch Schweden, wo ich Verwandtschaft habe. Und durch die Chöre, in denen ich sang und singe, kenne ich überall unglaublich viele Leute, die ich gerne besuchen gehe … was ja leider in den letzten beiden Jahren nicht möglich war.

Für Deine neue Position wünsche ich Dir alles Gute. Wenn ich es richtig verstehe, ist es für Dich ein Neubeginn auf bekanntem Terrain … richtig?

Ja, ich kenne die Stiftsmusik schon ziemlich lang! Schon als ich in Tübingen studiert habe, bin ich öfter mal nach Stuttgart zur »Stunde« gefahren. Später habe ich selbst zwei Konzerte mit zwei verschiedenen Kölner Chören in der Stiftskirche gesungen.  Und als ich dann hierher zurückkehrte, war die Stiftsmusik für mich gleich eine Anlaufstelle, wo ich auch Leute aus der Chorszene regelmäßig getroffen haben, auch aus meinem jetzigen Chor, dem Maulbronner Kammerchor. Was ich sagen will:  Für mich ist die Stiftsmusik immer schon eine »Hausnummer« für klassische Musik – ein Ort, wo auf einem extrem hohen Niveau Musik gemacht wird. So stelle ich es mir vor und so habe ich es mir immer erträumt, mal zu arbeiten. Jetzt ist es soweit, und darüber freue ich mich riesig!