Stiftsmusik Stuttgart

... mit Marie Braun

Mit Leidenschaft für geistliche Musik und Kulturvermittlung

Marie Braun wird Geschäftsführerin der Stiftsmusik

Bei der Stiftsmusik wechselt zum 1. August die Geschäftsführung: Mit der 27-jährigen Marie Braun bekommt die Stiftsmusik die jüngste Geschäftsführerin, die sie bislang hatte. Ulrike Albrecht sprach mit ihr über ihre Ausbildung und den neuen Job.

Marie, Du wirst zum 1. August Geschäftsführerin der Stiftsmusik. Worauf freust Du Dich am meisten – und wovor hast Du den größten Respekt?

Ich freue mich am meisten drauf, wieder etwas mit Musik zu machen, wieder mehr mit Musik zu tun zu haben. Ganz besonders freut es mich, dass es sich dabei um geistliche Musik handelt, mit der ich sehr vertraut bin. Ich habe von klein auf Musik gemacht, meistens im Laienbereich. Als Jugendliche habe ich dann aber auch die kirchenmusikalische C-Ausbildung absolviert, und in meinem Bachelor-Studium habe ich einen Schwerpunkt auf Musikforschung gelegt, der dann im Master-Studium von anderen, neuen Dingen – vor allem der Kulturvermittlung – überlagert wurde. Jetzt fühlt es sich für mich an wie ein Heimkommen zur Musik, darüber freue ich mich!

Die größte Herausforderung ist es, dass viele Aufgaben auf mich warten, die ich zwar schon mal gemacht habe, aber natürlich im viel kleineren, oft auch ehrenamtlichen Umfeld. Das alles jetzt für eine große Institution wie die Stiftsmusik zu machen, in einem deutlich umfangreicheren und natürlich hoch professionellen Rahmen, ist schon eine Herausforderung. Aber es reizt mich, das zu lernen und ich bekomme auch viel Unterstützung vom Team der Stiftsmusik. Von daher freue ich mich auch darauf!

Lass uns einen kurzen Blick zurück auf Deinen Werdegang werfen: Was waren die wichtigsten Stationen Deiner Ausbildung?

Ich stamme aus einer Familie mit neben- und inzwischen auch hauptberuflichen Kirchenmusikern und war daher immer schon nah dran an der Musik. Seit ich meine Ausbildung zur C-Organistin gemacht habe, spiele ich regelmäßig selbst Orgel im Gottesdienst und leite einen Kirchenchor. Dass ich das nicht hauptberuflich machen möchte, stand aber recht bald fest, trotzdem wollte ich etwas mit Musik machen. So habe ich nach dem Abitur erst einmal ein FSJ in der Kulturabteilung der Stadt Neustadt an der Weinstraße absolviert, ehe ich dann mein Bachelor-Studium mit den Schwerpunkten Musikforschung und Medienpraxis an der Musikhochschule in Mannheim begonnen habe. Im Zuge meiner Bachelor-Arbeit habe ich das Feld der Musikvermittlung kennengelernt, das ich unglaublich spannend finde. Deshalb habe ich mich dann für den Masterstudiengang Kulturvermittlung in Karlsruhe entschieden, den ich im letzten Jahr abgeschlossen habe. Schon nebenher und danach habe ich erste Berufserfahrungen in Praktika, Hospitanzen, Assistenzen und Aushilfstätigkeiten in den verschiedensten Bereichen gesammelt, von der Kulturredaktion des ZDF über den Musikverlag Schott Music bis hin zum Verein Konzerthaus Stuttgart.

Kulturvermittlung, das höre ich ganz deutlich heraus, ist ein Steckenpferd von Dir: Du hast es studiert und auch in Praktika vertieft. Warum ist Dir das so wichtig und hast Du schon Pläne, wie Du das bei der Stiftsmusik umsetzen möchtest?

Musikvermittlung ist ein super spannendes Feld für mich, weil man Verständnisbrücken und Zugangsmöglichkeiten schaffen kann – gerade auch für Menschen, die sonst nicht so viel mit Musik zu tun haben. Und das geht eben nicht über den Weg der Musikwissenschaft, also sozusagen über die harten Fakten zur Musik, sondern es gibt auch andere Wege, die ganz viel mit dem Fühlen, dem Wahrnehmen von Musik zu tun haben. Gerade im Klangraum der Stiftskirche fände ich das einen unglaublich spannenden Aspekt, die Akustik zum Thema zu machen oder auch das Instrument Orgel: Was kann die Orgel klanglich, was löst sie aus bei den Hörer:innen? Davon abgesehen gibt es ja bei der Stiftsmusik bereits verschiedene Formate der Musikvermittlung, sei es – ganz klassisch – das Programmheft oder auch die Projektion der Organist:innen auf Leinwand bei den »Orgelsommer«-Konzerten, die den Akt des Orgelspiels in den Fokus rücken, den man sonst nicht sieht, oder auch der Künstlertreff auf der Orgelempore … All das beizubehalten, zu stärken und vielleicht zu schauen, wie man das Thema weiterentwickeln kann, das sind die Ideen, die ich mit Kay Johannsen und dem Team gerne besprechen und weiterverfolgen möchte.

Das Ende Deines Studiums liegt erst wenige Monate zurück – und jetzt fliegst Du quasi direkt von der Uni in den „Chefinnen-Sessel“. Wie fühlt sich das an?

Einerseits ist das eine sehr große Ehre, und ich freue mich wirklich sehr, in diese Position zu kommen; ich bin dankbar – und durchaus auch demütig. Andererseits denke ich, dass ich gerade im letzten halben Jahr zwischen Studium und jetzt viel gelernt habe, was Organisation, Moderation, soziale Kompetenzen anbelangt – das war sicherlich eine gute Vorbereitung auf die Stelle als Geschäftsführerin.

Du singst im Kirchenchor, seit Du Kind bist, Du hast als Jugendliche die Ausbildung zur C-Kirchenmusikerin gemacht, Du hast im Nebenfach Orgel studiert und leitest sogar selbst einen Kirchenchor. Die geistliche Musik spielt in Deinem Leben schon lange eine große Rolle. Was bedeutet sie Dir?

Wie gesagt: Ich bin von klein auf damit vertraut – und habe auch immer die Gemeinschaft geschätzt, die mit der Musik, vor allem natürlich mit dem Chorsingen, verbunden ist. Das wurde besonders deutlich in den Lockdowns der Corona-Pandemie, wo das alles plötzlich weg war. Für mich war und bleibt es eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung: das Künstlerische, Musikalische auf der einen Seite, die Gemeinschaft auf der anderen Seite – und nicht zuletzt die weitere Dimension, die die geistliche Musik außerdem hat: dass sie nicht Musik zum Selbstzweck ist, sondern dass es immer den Glaubensinhalt gibt, den die Musik auf ganz besondere Weise vertiefen und transportieren kann, weil sie direkt die Emotionen anspricht.

Außerdem engagierst Du Dich in der Jugendarbeit der Pfarrgemeinde. Kannst Du Dir vorstellen, auch bei der Stiftsmusik Angebote für Jugendliche zu schaffen?

Bei uns in der Kirchengemeinde habe ich mich hauptsächlich um die Messdiener, die Ministranten, gekümmert, da gibt es viel zu organisieren, aber auch Ausflüge zu planen und Aktivitäten durchzuführen – was leider von Corona auch ausgebremst wurde … jetzt langsam läuft es zum Glück wieder an. Und ja, natürlich fände ich es auch spannend, Angebote für Jugendliche bei der Stiftsmusik im Konzertbereich anzubieten, das braucht aber sicherlich viel Planung und ein gutes Konzept, das auch tragfähig ist.

Jetzt zum Schluss noch etwas Privates: In Deiner pfälzischen Heimat warst Du von 2013 bis 2015 Weinprinzessin. Was macht eine Weinprinzessin eigentlich? Und wie kamst Du dazu?

In meinem Fall war das ganz einfach, ich wurde gefragt (lacht). Ich komme aus einem kleinen Dorf mit rund 600 Einwohnern – da gibt es nicht so viele Mädchen im passenden Alter zwischen 16 und 20. Deshalb wurde ich gefragt und habe auch mit Freuden angenommen. Es geht drum, dass man den Ort und die Winzer des Ortes bei Festivitäten vertritt und repräsentiert, die Weinfeste eröffnet, im Ort selbst, aber auch außerhalb. In meiner Zeit hat mich diese Aufgabe bis nach Berlin geführt und mehrfach in unsere Partnergemeinde im Elsass. Das war eine schöne Zeit, ich habe viel gelernt – nicht nur, aber auch über Wein, vor allem aber, was den Auftritt in der Öffentlichkeit anbelangt. Ich habe viele Leute getroffen und viel erlebt. Kurzum: Es war eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Vielen Dank, liebe Marie, fürs Gespräch, herzlich willkommen bei der Stiftsmusik und: Auf gute Zusammenarbeit!