Stiftsmusik Stuttgart

Abendgottesdienst »Er hilft uns frei aus aller Not«

Musik: L'Art du Bois & Clara Hahn, Orgel
Pfarrer Helmut Dopffel, Liturgie

Freitag, 26.02.2021 · 19:00 – 20:00 Uhr
Stiftskirche

Margret Görner, Blockflöte
Lena Hanisch, Traversflöte, Blockflöte
Maria Ferré, Laute
 
Clara Hahn, Orgel
Pfarrer Helmut Dopffel, Liturgie
 

Predigt: »Er hilft uns frei aus aller Not«

Psalm 46

Liebe Gemeinde,

liebe Brüder und Schwestern,

„er hilft uns frei aus aller Not.“ Was für ein Satz! Niedergeschrieben hat ihn, Sie wissen es, Martin Luther, und Luther liebte steile Sätze: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.“ Ich weiß nicht, an welche Nöte und Notlagen Luther dachte, Nöte und Notlagen gab es damals genug. Das Lied hat er geschrieben im Jahr nachdem die Pest wieder einmal ausbrach und in Wittenberg wütete. Eine Epidemie, der die Menschen ausgeliefert waren ganz ohne Desinfektionsmittel, Beatmungsgeräte, Impfstoffe oder Medikamente. „Er, Gott, hilft uns frei aus aller Not“, aus aller Not. Ist das nicht ein bisschen zu steil? Können wir so viel von Gott erwarten und erhoffen? Aber umgekehrt: Können wir weniger von Gott erwarten und erhoffen?

Und dann dieses Wörtchen „frei“. Er hilft uns frei aus aller Not. Bedeutet das: Er hilft uns freiwillig? Oder meint es: Er hilft uns, indem er uns frei macht? Nun gehört es zum Vorrecht der Dichter, solche Fragen in der Schwebe lassen zu dürfen. Vielleicht meint Luther beides. Denn beides ist wichtig und richtig. Gott hilft freiwillig. Gnade nennen wir das in der frommen Sprache, und in der Gnade steckt immer eine große Portion Liebe. Wenn einer oder eine uns freiwillig hilft, einfach so, ohne Berechnung, ohne weitere Absichten als eben zu helfen, wie die freundliche Nachbarin, die mir hilft mein schneebedecktes Auto auszugraben, dann fühlt sich das gut an. Jemand hat mich und meine kleine Notlage gesehen. So hilft Gott, ganz freiwillig. Das heißt aber auch auf der anderen Seas heißt natürlich auch, wir haben Gott nicht in der Tasche. Und mit Gott kann man auch keine deals machen. Wir können uns Gottes Hilfe nicht verdienen, nicht durch unseren Glauben, nicht durch unsere Taten, schon gar nicht durch gute Vorsätze. Aber: Wir müssen uns vor ihm auch nichts verdienen. Wir müssen uns vor ihm nichts beweisen. Weder durch unseren Glauben, noch durch unsere Taten und unser Leben, nicht durch unsere Erfolge, und nicht durch gute Vorsätze. Gott hilft uns freiwillig, aus der großen Freiheit seiner Liebe. Und wir vertrauen ihm und bitten ihn.

Er hilft uns frei aus aller Not. Er hilft uns freiwillig, und er hilft uns, indem er uns frei macht. Wie? Gott beginnt meistens innen, bei unseren inneren Gefangenschaften, bei den Ängsten und Verzweiflungsattacken, die unser Herz gefangen nehmen. Die spüren wir in diesen Zeiten doch stärker als sonst, mir geht es jedenfalls so. „Das geht so langsam auf die Psyche“ sagen Menschen im Interview. Genau da fängt Gott an. Ihr müsst keine Angst haben, sagt er. Keine Angst vor der Krankheit, keine Angst vor dem Leben, keine Angst vor der Zukunft, keine Angst vor der Vergangenheit, keine Angst vor eurer Schuld, keine Angst vor mir. Und auch keine Angst vor der Angst. Viele biblische Geschichten sind Geschichten gegen die Angst. Denken Sie an Noah und die große Flut: Am Ende dieser Geschichte gibt Gott den Menschen eine Art Lebensgarantie: es werden nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und darüber steht Regenbogen.

Er hilft uns frei aus aller Not…und wenn die Angst weicht und die innere Gefangenschaft endet, dann können wir auch die Hoffnungszeichen sehen, die Gott in diese Welt setzt wie einen Regenbogen: Dass wir, ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie, wirksame Impfstoffe zur Verfügung haben. Dass unser Land, nicht nur der Staat, sondern auch wir Bürgerinnen und Bürger, die Ressourcen haben, um einander zu helfen. Dass es so viel Solidarität und Gemeinschaft gibt in unserer Stadt. Und dass Musik uns tröstet und ermutigt und verzaubert. – Nein, von Gott können wir gar nicht genug erwarten.

Amen.

Pfarrer i. R. Helmut Dopffel


Franz Tunder (1614-1667)              

Drei Verse über »Jesus Christus unser Heiland«
Jesus Christus, unser Heiland,
der von uns den Gotteszorn wandt,
durch das bitter Leiden sein
half er uns aus der Höllen Pein.

Votum

Johann Sebastian Bach (1685-1750) 
Allemande für Flöte Solo aus
Partita a-Moll

Henry Purcell (1659-1695)             
Two in One upon a Ground für 2 Flöten und b.c.       

Gebet

Giovanni Girolamo Kapsberger (1580-1651)      
Kapsberger für Theorbe Solo

Hercole Porta (1585-1630)                                
Sinfonia für Flöte und b.c.

Predigt

Giuseppe Gaimberti (1600-1663)            
Ballo di Mantua für 2 Flöten                   

Francesco Turini (1589-1656)         
Sonata a due canti für 2 Flöten und b.c.

Fürbitten/ Vater unser

Dietrich Buxtehude (1637-1707)      
Ein feste Burg ist unser Gott BuxWV 184 

Segen

Georg Philipp Telemann (1681-1767)       
Sonate in g-Moll für 2 Flöten und b.c.
Grave, ma non Adagio – Vivace –Largo- Allegro

 

Das für diesen Termin ursprünglich geplante Konzert des ChorWerk Ruhrs ist auf Freitag, 4. März 2022 verlegt.


Eintritt frei. Um Spenden wird gebeten.

Eine Anmeldung für den Gottesdienst ist nicht verpflichtend aber möglich bis Freitag, 12 Uhr, per e-Mail an info@stiftsmusik-stuttgart.de

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