Stiftsmusik Stuttgart

Franziska Bobe

Sopran

1. Lieben Sie … Liebst Du Bach?
Ja, sehr! Angefangen hat es wohl damit, dass ich mich eines Tages auf eine »Weihnachtsoratorium«-Schallplatte meiner Eltern gestellt und getanzt habe – das war leider das Ende für diese Aufnahme … Meine große Schwester hat mich dann ernsthaft mit dem »Bach-Virus« angesteckt: Als sie sich einmal das Bein gebrochen hatte und nicht draußen spielen konnte, hat sie in der Plattensammlung meiner Eltern eine Bach-Kantaten-Aufnahme mit dem Thomanerchor gefunden und die Platte dann rauf und runter gespielt. Dadurch wurde ihre Liebe zu Bach und den Thomanern entflammt, und die hat sie mir dann weitergegeben.

2. Dein(e) Lieblingswerk(e) von Bach?
Auf jeden Fall die »h-Moll-Messe«. Das war das Werk, für das ich zum ersten Mal solistisch engagiert wurde. Wir haben das komplette Stück solistisch aufgeführt und ich war fürchterlich aufgeregt. Aber es war toll und hat tiefe Spuren hinterlassen.

3. Wenn Du Bach begegnen könntest: Was würdest Du ihn fragen?
Mich würde interessieren, was er über die heutigen Aufführungen seiner Werke denkt und wie seine Werke damals klangen. Außerdem würde ich gerne mal mit ihm proben. Das wäre bestimmt sehr spannend …

4. Und was würdest Du ihm vorsingen?
Die Solokantate »Jauchzet Gott in allen Landen« wahrscheinlich, oder etwas aus BWV 210 »O holder Tag, erwünschte Zeit«.

5. Ist Bach eigentlich gut zur Stimme?
Das kommt vielleicht auf die Stimme an – für mich fühlt es sich meistens sehr gut an, denn die schwersten technischen Herausforderungen bei Bach sind ja zum Glück immer mit wunderbaren Melodien verbunden …

6. Worin liegt die größte Herausforderung, Bach (gut) zu musizieren?
Einerseits darf man beim Singen nicht zu viel nachdenken, sonst kann keine gute Musik entstehen. Andererseits darf man aber auf keinen Fall die technische Kontrolle über alle Vorgänge im Körper verlieren, sonst leidet die Qualität sofort. Es ist also immer eine Wanderung auf einem sehr schmalen Grat und eine große Multitasking-Aufgabe. Aber das gilt natürlich im Grunde für jede Musik. Besonders herausfordernd bei Bach finde ich die langen Melodiephrasen, in denen es scheinbar nie Gelegenheit gibt, zu atmen. 

7. In drei Worten: Wie dirigiert Kay Johannsen Bach?
Das ist in drei Worten natürlich kaum zu beantworten. am ehesten vielleicht so: emotional, engagiert, energiegeladen …

8. Was singst Du, wenn Du von Bach¦vokal-Proben heimkommst?
Das ist ganz verschieden. Neulich hat es mir besonders das »Gloria« aus der »g-Moll Messe angetan«. Da singe ich jetzt noch ständig »Adoramus te« …

9. Nach sieben Jahren Bach¦vokal: Hörst Du Bach mit anderen Ohren?
Ganz klar. Schon allein durch die Fülle der Kantaten, die ich mit aufführen und dadurch kennenlernen durfte – und darf. Aber natürlich auch durch die Proben mit Kay Johannsen und den KollegInnen, mit denen ich einerseits im Chor singe und denen ich auch gleichzeitig zuhören darf, wenn sie Solo-Arien und Rezitative singen. Das ist eine sehr spannende Kombination!

10. Debussy nannte Bach den »lieben Gott der Musik«. Hast Du andere Musikgötter neben ihm?
Natürlich – bunt gemischt: Mendelssohn, Brahms, Chopin, Monteverdi, Billy Joel, Max Herre, … Musik ist für mich einfach viel zu (lebens-)wichtig und viel zu vielfältig, um mich da auf einen »Gott« festlegen zu können! Gerade beschäftige ich mich viel mit Rückert-Vertonungen für einen Liederabend. Daher sind zurzeit die Lieder von Robert und Clara Schumann, von Franz Schubert und dem zeitgenössischen Fürther Komponisten Uwe Strübing sehr präsent, dessen Kompositionen ich im Dezember zur Uraufführung bringen darf. Mit meinen beiden Kindern singe ich natürlich ebenfalls viele Lieder. Aber Bach ist schon besonders herausragend …


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