Stiftsmusik Stuttgart

Orgeln, Kirchen und Komponistinnen beim 2. Orgelspaziergang »für Katharina«

Bei schönstem Frühlingswetter spazierten am Samstag, 6. Mai, mehr als 100 Orgelinteressierte von der Johanneskirche am Feuersee erst zur Kirche der Evangelischen Diakonissenanstalt und dann zur Hospitalkirche. In jeder der drei Kirchen gab es ein kleines Konzert und kurze Infoblöcke zur jeweiligen Orgel und zur Geschichte der Kirche. Zum Abschluss sprach Stiftskantor Kay Johannsen über den aktuellen Stand des Orgelbauprojektes Königin-Katharina-Orgel.

Hier finden Sie das Programmheft des Orgelspaziergangs.

Anfangspunkt des 2. Katharina-Spaziergangs war die neugotische Evangelische Johanneskirche am Feuersee. Der Organist der Johanneskirche, Georg Ammon, spielte an der Weigle-Orgel von 1948 Musik von Messiaen, Mozart und zum Abschluss eine Orgelfassung des berühmten Bolero von Maurice Ravel, unterstützt von David Dong an der Trommel. Immer andere der insgesamt 58 Register der Orgel spielten die Melodie des Boleros, der sich von einem zarten Beginn zu einem furiosen Finale steigert. Von der Johanneskirche ging es dann in einem etwa 15-minütigen Spaziergang in die Kirche der Evangelischen Diakonissenanstalt, die vorher wohl nur den wenigsten Teilnehmer:innen bekannt war. Die Kirche gibt es bereits seit den 1870er Jahren, allerdings wurde sie im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört und anschließend neu erbaut. 1993 wurde die heutige Mühleisen-Orgel der Kirche eingeweiht. Clara Hahn, die 2. Stiftsorganistin, hatte für ihr Konzert in der Diakonissenkirche ausschließlich Musik von weiblichen Komponistinnen ausgesucht: Elisabeth Jacquet de la Guerre, Anna Bon di Venezia, Fanny Hensel und Florence Price. Die Werke der Komponistinnen ließen nicht nur die verschiedenen Register der Orgel wunderbar zur Geltung kommen, sondern passten auch auf besondere Weise zur von Frauen geprägten Diakonissenanstalt und zur Namensgeberin für die neue Schlosskirchen-Orgel, Königin Katharina von Württemberg. Anschließend spazierten die orgelinteressierten Teilnehmerinnen weiter zur Evangelischen Hospitalkirche. Lars Schwarze, Musikalischer Assistent an der Stiftskirche, spielte an der Weigle-Orgel von 1961, die vom Komponisten Helmut Bornefeld geplant und intoniert wurde. Die Orgel ist geprägt von außerwöhnlichen Registern wie der "Terznone" oder dem "Baßzink", die Lars Schwarze bei Werken von Johann Sebastian Bach, Hugo Distler und bei einer Improvisation über das Volkslied Heißa Kathreinerle zum Klingen brachte.

Immer wieder drehte sich der Spaziergang noch um eine vierte Orgel: die neue Königin-Katharina-Orgel in der Schlosskirche. Prälat i.R. Martin Klumpp, Vorsitzender des Vereins Freunde der Stiftsmusik e.V., und Stiftskantor Kay Johannsen brachten die Besucher:innen des Orgelspaziergangs auf den aktuellen Stand des Orgelbauprojekts. Anfang des Jahres konnte offiziell die Firma Rieger aus Österreich mit dem Bau der neuen Orgel beauftragt werden. Zurzeit stehen letzte Abstimmung und Berechnungen zur Emporenstatik an, dass Rieger seinen Entwurf genau an die Raumsituation anpassen kann. Für die Optik der neuen Orgel ist eine zentrale Frage schon geklärt: die Denkmalbehörden von Stadt und Land gaben bereits "grünes Licht" für einen Prospektentwurf von Rieger, der an die historische Walcker-Orgel der Schlosskirche erinnert. Im Austausch mit dem Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg hat sich zudem in den vergangenen Wochen geklärt, dass im Zuge der Arbeiten für den Orgeleinbau auch eine Renovierung des kompletten Kirchenraums stattfinden wird. Da die letzte Renovierung der Schlosskirche schon mehr als 50 Jahre zurück liegt, ist das ein Schritt, der sehr zu unterstützen ist, auch wenn er gleichzeitig bedeutet, dass sich der Orgeleinbau nach hinten verschieben wird, denn er kann erst ganz am Ende der Renovierungsarbeiten stehen. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Sommer 2024 beginnen und dann etwa eineinhalb Jahre andauern, sodass im Winter 2025 mit dem Orgeleinbau begonnen werden kann. Auch auf der finanziellen Seite entwickelte sich das Projekt in den letzten Monaten erfreulich weiter. Der Verein Freunde der Stiftsmusik Stuttgart e.V. konnte das Projekt mit weiteren 50.000 Euro bezuschussen und zudem ging eine weitere großzügige Spende von 20.000 Euro der Otto F. Scharr-Stiftung ein. Auch die Orgelpfeifen-Patenschaften, eine wichtige Säule der Finanzierung, werden kontinuierlich mehr. Zurzeit haben schon mehr als 40 Prozent der ursprünglich für eine Patenschaft freigegebenen Pfeifen eine Patin oder einen Paten gefunden. Insgesamt stehen nun schon mehr als 545.000 Euro für den Orgelneubau zur Verfügung.

Da es dennoch ein weiter Weg zur benötigten Gesamtsumme von ca. 850.000 Euro ist, sind auch die Orgelspaziergänge ein wichtiger Baustein, um das Projekt bekannt zu machen und Spenden dafür zu sammeln. Beim Umtrunk im Anschluss an den Spaziergang im Mai gab es auch gleich die Möglichkeit, sich weiter über das Projekt zu informieren und Patenschaften für die Katharina-Orgel zu zeichnen. 

Die nächste Möglichkeit, verschiedene Stuttgarter Orgeln bei einem Spaziergang kennenzulernen, gibt es am Samstag, 14. Oktober beim 3. Orgelspaziergang »für Katharina« - am besten schon jetzt den Termin vormerken!

 

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