Stiftsmusik Stuttgart

... mit Uwe Restin

Lieber Uwe,

Du bist der Stiftsmusik ja schon lange eng verbunden – zum einen als Mitglied unseres Freundeskreises und Konzertbesucher, zum anderen durch Deine Tätigkeit hier an der Stiftskirche. Du bist für den Infostand, der zentralen Anlaufstelle für Besucher, verantwortlich und koordinierst die ehrenamtlichen Helfer. Wie kam es dazu?

Irgendwann ist das Berufsleben mal zu Ende, das war bei mir vor 8 Jahren der Fall. 4 Monate vorher kam die Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, die Arbeit hier am Infostand zu übernehmen und nach kurzem Überlegen habe ich zugesagt, so dass damals der 14. August mein letzter und der 15. August dann gleich mein erster Arbeitstag hier in der Stiftskirche war.

Dann wurde es Dir ja buchstäblich keinen einzigen Tag langweilig... Worin besteht denn Deine Aufgabe bei der Stiftsgemeinde? 

Hauptaufgabe ist die Einteilung der Mitarbeiter für den Infostand und für die Kirchenwacht. Ich brauche für den Infostand rund 70 und für die Kirchenwacht rund 85 Leute im Monat, wenn jeder ein Mal Dienst tun würde. Da ich aber nur 24 Mitarbeiter für den Infostand habe und 37 für die Kirchenwacht, arbeiten einige mehrmals im Monat und wenn dann immer noch Termine frei sind, springe ich, bzw. bei der Kirchenwacht auch meine Frau ein.

Das sind ja eine ganze Menge Menschen, die da im Einsatz sind – und alle im Ehrenamt, wie Du selbst ja auch, richtig?

Genau. Bis auf eine Ausnahme sind auch alle Mitarbeiter im Ruhestand, denn wer sonst könnte tagsüber Dienste übernehmen?

Und was bringt Dich dazu, ehrenamtlich so viel Zeit zu investieren? Was ist da die Motivation?

Na gut, als Rentner daheim rumzusitzen ist glaube ich nicht so angebracht (schmunzelt) und schon im Berufsleben hatte ich mir vorgenommen, mich in der Stiftskirche einzubringen, wenn ich mal im Ruhestand bin. Welche Aufgabe das sein würde, wusste ich damals noch nicht, das hat sich dann so ergeben, und es macht mir viel Spaß – zum einen das Organisatorische aber zum anderen auch der Umgang mit den Mitarbeitern.

Wie sind die Begegnungen mit den Menschen, die in die Stiftskirche kommen? Gibt es »den« typischen Besucher?

Also was die Besichtigungszeiten anbelangt, sind es unterschiedliche Leute. Leute aus Stuttgart, manch einer der in Stuttgart geboren ist, aber noch nie in der Stiftskirche war; jetzt in der Ferienzeit natürlich viele Touristen... Zu den Andachten allerdings, also den Mittagsgebeten und Kurzgottesdiensten, kommt in der Regel schon ein gewisser Stamm. Begegnungen mit den Besuchern hat man natürlich viel am Infostand. Die häufigste Frage dort ist übrigens die, was die komische Decke soll (grinst)

Du meinst die grünen Akustiksegel...

Genau. Auch als Kirchenwächter wird man viel gefragt, oft suchen Besucher ganz bestimmte Sachen in der Kirche, weil sie darüber gelesen haben – alles weiß man natürlich auch nicht, dann schaut man eben nach und fürs nächste Mal weiß man es dann. Dadurch lernt man auch selber die Kirche besser kennen!

Der Infostand ist ja eine super Sache, man kann dort alles erfragen und viel erwerben (Konzertkarten, CDs, Postkarten...) – seit wann gibt es ihn eigentlich?

Mit dem Abschluss der Renovierung 2003 hatte man sich als Stiftsgemeinde zusammengesetzt und überlegt, wie man die Kirche attraktiver machen kann. Und da kam die Idee auf a) die Kirche grundsätzlich zu öffnen (sie ist ja von 10 bis 19 Uhr montags bis donnerstags und von 10 bis 16 Uhr freitags und samstags geöffnet, und sonntags nach dem Gottesdienst bis 18 Uhr, insofern jeden Tag!) und b) einen Infostand einzurichten. Dass man dazu Ehrenamtliche benötigt war klar, am Anfang waren die Leute natürlich sehr gut dabei, inzwischen ist es eher schwierig, Mitarbeiter dafür zu bekommen... Immer wieder kommen neue dazu, aber andere scheiden aus Altersgründen auch wieder aus.

Und wie finden sich neue Mitarbeiter?

Zum einen haben wir einen Flyer entwickelt, wo wir Ehrenamtliche suchen, der z.B. in der Volkshochschule oder auch hier am Infostand ausliegt, es wird auf unserer Videowand beworben – also auf verschiedenen Ebenen.

Mir fällt auf, dass wenn ich am Infostand vorbeikomme, die Mitarbeiter viel Freude bei ihrer Arbeit zu haben scheinen...

Klar, den Mitarbeitern macht es Spaß, auch weil sie Kontakt zu Menschen haben. Es gibt natürlich Zeiten, in denen es ruhiger ist, aber so auf Weihnachten und Ostern zu, auch mit den vielen Konzerten, da ist viel Betrieb am Infostand. Wir machen immerhin einen Jahresumsatz von 66 T€! 61% macht der Kartenverkauf für die Stiftsmusik aus, 10% der Verkauf von CDs, 11% Konzerte von anderen Veranstaltern und der Rest Postkarten und andere Artikel ... bei den Abrechnungen hilft mir Vreny Rothe, das ist mir eine große Hilfe, sonst wäre der Umfang meiner Arbeit noch größer!

Ja, das klingt nach vielen Stunden für Dich!

... (lacht) ja, langweilig wird’s mir nicht.

Was machst Du wenn Du mal nicht in der Stiftskirche bist?

Also Radfahren ergibt sich ja automatisch – zum Glück mit E-Bikes (lacht). Als ich hier angefangen hatte, habe ich mir ein neues-Rad mit 24 Gängen gekauft, welches ich dann schnell wieder in die Ecke gestellt habe, weil die letzten paar Hundert Meter nachhause (Anmerkung: Berg am Kräherwald) einfach nicht zu schaffen waren. Dann habe ich mir einen Motorroller angeschafft, was angenehm war – allerdings wollte meine Frau dann ein E-Bike haben und als wir gemeinsam unterwegs waren, hat das nicht gut funktioniert – vor ihr durfte ich nicht fahren, da es gestunken hat und hinter ihr war auch schwierig, daher habe ich jetzt auch ein E-Bike (schmunzelt). ... Ach ja, und wenn es die Zeit erlaubt, reisen wir natürlich gerne.

Noch eine letzte Frage: Wir machen ja ziemlich viel Musik hier in der Stiftskirche, wenn keine Konzerte sind, wird oftmals geprobt oder an der Orgel geübt – findest Du das toll oder nervt es einfach manchmal nur, dass ständig was los ist?

Also, die Arbeit der Stiftsmusik oder generell Musik finde ich sehr schön – ich habe ja auch 12 Jahre in der Kantorei mitgesungen ... Von daher ist es nur manchmal störend, wenn die Orgel sehr laut gespielt wird oder wenn es zu modern ist. So geht es auch den meisten Mitarbeitern am Infostand oder bei der Kirchenwacht, denke ich. Richtig schlimm ist eigentlich nur die große Orgelstimmung – aber die lässt sich ja wohl nicht vermeiden, oder? (schmunzelt)

Lieber Uwe, danke für das Gespräch!