Stiftsmusik Stuttgart

... mit Markus Friedrich

 

Markus Friedrich, Mesner der Stiftskirche Stuttgart, im Gespräch mit Gabriele Zerweck

»Was macht ein Mesner eigentlich alles so?« frage ich Markus Friedrich, der viel beschäftigt zwischen Ende des Mittagsgebets, einigen Telefonaten und vielen E-Mails in der Sakristei der Stiftskirche mir gegenübersitzt. Hinter ihm ist eine metergroße Pinnwand, die voll gepinnt ist mit Listen wer wann predigt, orgelspielt, welche Konzerte und Aufbauten stattfinden. Eine Art logistische Schaltzentrale, die vielleicht zunächst nicht so ganz zu den Vorstellungen von »typischen Mesneraufgaben« passen will. »Die Stiftskirche ist ein Sonderfall« meint Friedrich, »die Dimensionen hier sind groß, es gibt viele Veranstaltungen für die es im Vorfeld Gespräche und Absprachen zu treffen gilt.« Das klingt weniger nach Hausmeister als vielmehr nach einem Veranstaltungsdisponenten, der im Zentrum eines umfangreichen Netzwerks agiert. Dass seine Expertise bis in die großen vorbereitenden Teamrunden der Rundfunk- und Fernsehgottesdienste geschätzt wird, bestätigt den Eindruck, dass hier jemand genau am richtigen Platz sitzt und seine Aufgabe mit Leidenschaft erfüllt.

»Wie also wird man Mesner?« Gute Frage. Es gibt keine Ausbildung für diesen Beruf, oftmals bleibt er innerhalb einer Familie, man wird vom Pfarrer gefragt oder man bewirbt sich auf eine Ausschreibung. Von Vorteil sind handwerkliche Kenntnisse, echter Teamgeist und Freude im Umgang mit Menschen. Bei den ähnlich familienunfreundlichen Arbeitszeiten wie in der Gastronomie »hilft ein Bezug zur Kirche und die Familie muss mitziehen« formuliert Markus Friedrich. Wenn das alles passt, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Mesner (wie kürzlich geschehen) nach 42 Dienstjahren auf ein und derselben Stelle in den Ruhestand verabschiedet wird. Markus Friedrich bringt es bereits auf 21 – wobei er erst auf Umwegen zum Mesnerberuf kam. Zwar war die Stiftskirche eine Zeitlang sein zweites Zuhause, da sein Vater hier 10 Jahre lang Mesner war, aber eigentlich hatte er andere berufliche Pläne für sich selbst. Er steckte mitten in der Ausbildung zum Bankkaufmann als ihn ein Sportunfall daran hinderte, seine Ausbildung zügig und stringent abzuschließen. Viel Zeit zum Nachdenken über die eigene Zukunft, ein prägender Auslandsaufenthalt in Paraguay einige Zeit zuvor sowie das Angebot des damaligen Stiftspfarrers, ob er nicht doch Mesner der Stiftskirche werden möchte, führten ihn schließlich dorthin wo er heute ist.

»Was motiviert ihn?« Zum gesamten Gelingen beizutragen, vor allem auch bei den großen Veranstaltungen. Aber auch ein Dankeschön, wenn alles gut geklappt hat und natürlich die gute Zusammenarbeit mit den netten Kollegen. Und nicht zuletzt ganz besondere Erlebnisse wie zum Beispiel die Anbringung eines Baugerüsts eigens für eine Theaterproduktion im Innenraum der Stiftskirche. Oder die Dekoration eines Gottesdienstes mit großen, ausladenden Olivenbäumen. Seine Augen strahlen begeistert als er davon erzählt und meinen Eindruck, dass es an der Stiftskirche wohl schon speziell ist, bestätigt er augenzwinkernd und meint, dass er an einer Dorfkirche wohl nicht Mesner geworden wäre ...

… für die Leser des Stiftsmusik-Newsletters fügt er etwas später noch hinzu: »UND NATÜRLICH FREUE ICH MICH AUCH RIESIG AUF »SAMSON«, EINE SICHERLICH WIEDER HOCHWERTIGE, TOLLE AUFFÜHRUNG MIT KAY JOHANNSEN!«